"Germination 7"
B. Rotzoll-G
" " Germination " und " Pépinière
" "
Junge Kunst, Allemagne, Février 1993
Die Idee Europa im Spiegel zweier Künstler-Wettbewerbe
Mit der Schaffung zweier Projekte im Berelch der bildenden Kunst wurde in den
vergangenen Jahren ein bedeutender Akzent hinsichtlich des kulturellen Austauschs
in Europa gesetzt. Es handelt sich dabei einmal um die " Germination ",
die einzige Biennale bildender Künstler in Europa, und den "Pépinière
", derjährlich ausgeschrieben wird.
" Germination "
Die " Germination " wurde 1981/82 von Georges Boudaille und dem Deutsch-Französischen
Jugendwerk ursprünglich als eine Biennale deutscher und französischer
Kunsthochschulen gegründet. Sie entwickelte sich allerdings sehr schnell
zu einem europäischen Projekt. So haben 1992 an der "Germination 7
" bereits 13 europäische Länder teilgenommen.
Neben Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Groffbritannien,
Irland, den Niederlanden. Portugal und Spanien waren mit Polen, Ungarn und der
CSFR auch drei osteuropäische Länder vertreten. Die Idee, die dieser
Biennale der Bildenden Kunst zugrunde liegt, ist in erster Linie die Förderung
des beruflichen Einstiegs junger Künstler. Dabei stützt sich das Projekt
auf die europäischen Kunsthochschulen, die junge Künstler unter Ausschaltung
des kommerziellen Kunstmarkts zur Teilnahme vorschlagen; das Auswahlverfahren
bestimmt das jeweilige Land selbst.
Kleinere Länder, wie Belgien, sind mit vier Teilnehmern vertreten, gröffere
Länder mit acht Künstlern. Voraussetzung für die Teilnahme ist,
daff die Altersgrenze von 30 Jahren nicht überschritten ist, und daff der
Abschluff an der Kunstakademie nicht länger als drei Jahre zurückliegt.
Die ausgewählten Künstler nehmen an einem vierwöchigen Workshop
teil, der an kein feststehendes Thema oder Motto gebunden ist. Entsprechend
fallen die Arbeitsergebnisse eines solchen Workshops, die anschlieffend Bestandteil
einer Ausstellung werden, sehr individuell und vielfältig aus.
Veranstaltungsorte der Workshops 1992 waren Budapest, Grenoble und Prag; die
Ausstellung der Arbeiten wird bis 26. Januar 1993 im " Centre National
d'Art Contemporain - Magasin " in Grenoble präsentiert.
Jedem Künstler stehen in Grenoble eine Ausstellungsfläche von 30 Quadratmetern
für Skulpturen oder 10 Meter Hängefläche zur Verfügung.
Die Ausstellungsfläche für die 62 teilnehmenden Künstler beläuft
sich insgesamt auf 3.000 Quadratmeter ! Während der Pressekonferenz und
der Ausstellungseröffnung ist ein Kunstkritiker aus jedem teilnehmenden
Land anwesend. der über die Vergabe des " Prix Georges Boudaille "
mitentscheidet Dieser Preis wird zusätzlich jährlich an einen der
teilneh menden Künstler vergeben und be steht aus einer Einzelausstellung
mit Katalog in einer der Ausstellungseit richtungen, in denen die " Germinations
" bereits gezeigt wurden.
Das Projekt " Germination " wird finanziell getragen durch die Kommission
der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel; in Deutschland sind das
Auswärtige Amt und die Kulturstiftung der Länder maffgeblich an der
Finanzierung beteiligt.
Es bleibt zu hoffen, daff die Finanzierung dieser Künstler-Biennale auch
in Zukunft gewährleistet bleibt. Mit diesem Projekt wurde ein erscheidender
Schritt weg von denbloffen repräsentierenden Ausstellung hin zu einem wirklichen
kulturellen Austausch der Künstler selbst getan. Die mehrwöchigen
Workshops sind eine ideale Gelegenheit für die jungen Künstler zum
gegenseitig Kennenlernen und Knüpfen von persönlichen und beruflichen
Verbindungen über die Ländergrenzen hinweg. Eine Adressenliste, die
in Deutschland über das Deutsch-Französische Jugendwerk kostenlos
- und von der idee her jedem - zugänglich ist, garantiert die Aufrechterhaltung
des Kontakts unter den Künstlern auch nach Beendigung der " Germination
". Auf diese Weise konnten sich junge Künstler in verschiedenen Ländern
bereits gegenseitig ihre Ateliers zur Verfügung stellen.
" Pépinière "
Die " Europäische Pépinière für junge Künstler
" besteht innerhalb der Eurocréation erst seit 1989. Sie wird in
15 Städten innerhalb 10 europäischer Länder veranstaltet und
umfafft folgende Sparten; Architektur, Bildende Kunst, Bildhauerei, Kunst und
Umwelt, Choreographie, Mediakunst, Infographie, Fotographie und zeitgenössische
Komposition. Die Schirmherrschaft für Deutschland liegt beim Kultusminister
von NRW, Hans Schwier.
Die jungen Künstler werden in einem Gastaustausch von den verschiedenen
Teilnehmerländer
wechselseitig aufgenommen; in Deutschland stehen den Gasten zwei Ateliers in
Frankfurt und Dortmund zur Verfügung. Bevor die Bewerber als Preis die
Teilnahme an diesem Künstleraustausch gewinnen müssen Sie mit ihren
Arbeiten zwei Jurys bestehen. Leider fehlt 1992 die staatlichen Zuschüsse
die deutsche Beteiligung. Die Abschreibung konnte letztlich nur durch einer
privaten Initiative vorfinanziert werden.
Im Intersesse der Künstler werden sich diese Finanzierungsprobleme auf
deutscher Seite in Zukunft höffentlich lösen lassen.